Social Media & Menschlichkeit: Warum wir wieder lernen müssen, einander zuzuhören
Social Media ist ein schnelllebiger Ort. Wenn wir ehrlich sind, geht es den meisten längst nicht mehr darum, echte soziale Kontakte zu knüpfen. Selbst die Gründer dieser Plattformen tun alles, um unser Konsumverhalten zu steigern. Es dreht sich nur noch um Reichweite, Anerkennung und Reputation.
Doch das Traurige daran? Wir verlernen, wirklich miteinander zu kommunizieren – obwohl genau das doch der ursprüngliche Sinn dieser Plattformen war.
Vom Mobbing auf Social Media und den Folgen
Ich wurde in meiner Teenagerzeit auf Social Media schwer gemobbt. Erst wegen meines Körpers, weil meine Schenkel nicht den vermeintlichen „Normen“ entsprachen. Später, weil mein Humor nicht jedem gefiel. Menschen verbreiteten Dinge über mich, die nicht stimmten – und plötzlich war ich „die Böse“. Ohne dass jemand meine Seite der Geschichte hören wollte.
Aber die Wahrheit ist: Niemand ist perfekt. Weder du noch ich. Und das ist völlig okay.
Wir sind Menschen mit Gefühlen – keine Maschinen, die fehlerfrei funktionieren. Und selbst Roboter haben mal einen Kurzschluss oder einen leeren Akku.
Fehler gehören zum Menschsein dazu. Doch anstatt sofort zu verurteilen, sollten wir uns fragen: Wissen wir überhaupt, was hinter den Kulissen passiert?
Die Angst vor Fehlern und der Druck zur Perfektion
Noch heute trage ich die Folgen dieser Erfahrungen in mir. Ich habe jahrelange Therapie gemacht und gelernt, dass ich nicht perfekt sein muss. Dass ich Fehler mache. Und dass es okay ist, mich zu entschuldigen und mich weiterzuentwickeln – aber es nicht okay ist, mich für meine Fehler beleidigen oder herabwürdigen zu lassen.
Konstruktive Kritik? Immer willkommen. Doch Kritik sollte niemals eine Rechtfertigung für persönliche Angriffe sein.
Gerade jetzt leben viele Menschen mit Angst – sei es durch persönliche Schicksalsschläge, Unsicherheiten oder äußere Umstände. Und doch scheint Empathie auf Social Media oft Mangelware zu sein. Dabei sollten wir uns das Wort SOCIAL doch eigentlich bewusster ins Leben holen.
Hinter jedem Foto, jeder Story, jedem Post steckt ein Mensch mit Gefühlen, mit einer Geschichte, die wir nicht kennen. Und selbst wenn wir sie kennen – haben wir das Recht, vorschnell zu urteilen?
Social Media ist schnell – und manchmal vergessen wir Dinge
Wir alle handeln mal impulsiv. Wir teilen begeistert ein Bild, ein Video, ein Artwork – und in der Euphorie vergessen wir vielleicht, jemanden zu erwähnen, der uns geholfen hat.
Manchmal ist es einfach ein Versehen. Instagram spinnt, geplante Beiträge lassen sich nicht mehr bearbeiten, und ja, auch der Alltag kann uns so überrollen, dass wir eine kleine, aber wichtige Geste schlicht vergessen.
Mir selbst ist das oft passiert. Umgekehrt haben auch Models schon vergessen, mich zu taggen. Ein kurzer, respektvoller Hinweis in den DMs – und das Problem war gelöst. Kein Drama. Keine Vorwürfe.
Fehler passieren – lasst uns menschlich bleiben.
Man weiß nie, was jemand gerade durchmacht
In den letzten Monaten habe ich meinen Job verloren und bin ins Burnout gerutscht. Ich wache morgens auf, und mein Körper fühlt sich an, als wäre er von einem Lastwagen überrollt worden. Meine Oma liegt im Sterben.
Und genau das ist der Punkt: Man weiß nie, in welcher Lebenssituation sich jemand gerade befindet.
Es ist okay, im ersten Moment wütend oder enttäuscht zu sein, wenn uns etwas trifft. Aber bevor wir vorschnell urteilen, sollten wir einen Schritt zurücktreten.
Anstatt mit dem Finger auf andere zu zeigen, könnten wir einfach mal nachfragen. Den Dialog suchen. Verstehen wollen, statt zu verurteilen.
Lasst uns wieder aufeinander zugehen
Wir müssen nicht immer einer Meinung sein. Wir dürfen verletzt oder enttäuscht sein. Aber was wir nicht tun sollten, ist einander mit Vorurteilen oder Hass zu begegnen.
Vielleicht ist jetzt genau die richtige Zeit, um Social Media wieder zu SOCIAL Media zu machen – mit mehr Verständnis, Respekt und Empathie füreinander.
Jeder Mensch verdient es, gehört zu werden. Jeder verdient es, gesehen zu werden.
Auch du.
Lasst uns wieder aufeinander zugehen. Einander zuhören. Und daran erinnern, dass wir alle eine Geschichte haben, die es wert ist, mit Mitgefühl betrachtet zu werden.
Denn am Ende sind wir nicht nur Profile in einem Algorithmus.
Wir sind Menschen. Und das sollten wir nie vergessen.